Fahrradklima-Test: Ergebnisse 2022 für Solingen liegen vor

Am Fahrradklima - Test 2022 haben in Solingen 444. Solingen erhielt die Note 4,5 und liegt weiter auf Platz 36 von 40 Städten in der gleichen Größe.

Die Stadt Solingen bleibt auf Platz 36 von 40 im Städtevergleich mit Städten in der Größenordnung 100 - 200 T Einwohner. Das Fahrradklima hat sich gegenüber 2020 nicht verändert.

Im Gegensatz zu anderen Städten wird das niedrigere Diebstahlrisiko besser als im Durchschnitt bewertet, gleichzeitig wird ein Mangel an sichern und komfortablen Abstellanlagen wahrgenommen.

Schlecht wird zudem bewertet:

  • Mangelhafte Breite der Radwege
  • Ampelschaltungen für Radfahrer
  • kaum bis gar keine verfügbaren öffentlichen Räder
  • Führung an Baustellen

Als Schwächen gegenüber anderen Städten der gleichen Größe werden wahrgenommen:

  • Erreichbarkeit des Stadtzentrums
  • Kaum verfügbare öffentliche Räder
  • zügiges Radfahren
  • Wenig geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung (SG)

Die Umfrage zeigt: es reicht nicht nur sich auf die Korkenziehertrasse zu konzentrieren, wir benötigen endlich ein Radwegenetz, das Innenstadt mit den Nachbarstadtteilen und Ohligs verbindet. Die Radfahrer wollen dabei auf der einen Seite zügig vorankommen, aber auch über ausreichend breite Radwege.

Radfahrstreifen mit nur 1,10 m Breite, ohne Sicherheitsraum zu parkenden Autos und das Ganze auf einer Hauptstraße reichen nicht aus, um potentiellen Radfahrer zu überzeugen. Sie sind überdies lt. StVO Verwaltungsvorschrift auch nicht mehr benutzungspflichtig. Leider nicht so in Solingen.

Sicher zeigt die Umfrage auch, dass die Anspruchshaltung der Radfahrer sich ändert. In topographisch schwierigeren Städten wird es heutzutage immer wichtiger über komfortable und sichere Abstellanlagen zu verfügen, damit das Pedelec auch mal mehrere Stunden unbeaufsichtigt gelassen werden kann.

Geringes Diebstahlrisiko bedeutet?

Die Frage ist die in Solingen bestbewertete aller Fragen durch die Interviewten und objektiv werden hier auch seltener Räder gestohlen. Das bedeutet aber nicht, dass man gerne sein Pedelec über den ganzen Tag unbeobachtet im frei zugänglichen öffentlichen Raum abstellen möchte. Dementsprechend ist die Frage nach komfortablen und sicheren Abstellanlagen überall in der Stadt auch wieder schlechter bewertet als im Durchschnitt anderer vergleichbar großer Städte.

Ist die Erreichbarkeit des Stadtzentrums nun eine Stärke oder nicht?

In absoluten Zahlen ist die Erreichbarkeit des Stadtzentrums in Solingen mit 3,9 mit von den Teilnehmern unter den Top 3 der am besten bewerteten Fragen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies in den Vergleichsstädten deutlich besser bewertet wird. Ob in Solingen ohne die Korkenziehertrasse die 3,9 stehen würde, kann zudem angezweifelt werden. Die 3,9 ist doch auch ein Ergebnis der verhältnismäßig guten Erreichbarkeit des Stadtzentrums rund um das Einzugsgebiet der Korkenziehertrasse. Die Notwendigkeit einer Veloroute 2 zwischen Ohligs und Mitte mit der vermeintlichen Stärke sehen wir daher nicht als Widerspruch, vor allem wenn man sich die weiteren Ergebnisse im Detail ansieht.

Was ist mit Radverkehr im KfZ Mischverkehr gemeint?

Damit ist das Fahren auf der Fahrbahn ohne eigenständige baulich getrennte Radwege, gemeinsamen Fuss- und Radweg oder ohne Radfahrstreifen oder ohne Radschutzstreifen gemeint. Kurzum, das ist die aktuelle Realität in Solingen auf der Mittelvariante oder großen Teilen der weiteren Veloroute entlang des Mangenberges.

Kann aus einer 4,8 bei der Kennzahl „Fahren auf Radschutzstreifen oder Radfahrstreifen“ geschlossen werden, dass diese fahrbahnbegleitende Radinfrastruktur nicht angenommen wird ?

Nein: In Solingen existieren an vielen Stellen noch Radfahrstreifen mit einer Breite von 1,10 bis 1,20 m einschließlich der Markierung ohne Sicherheitsräume. Ergebnisse aus anderen Umfragen oder Studien zeigen auf, dass das Sicherheitsgefühl mit zunehmender Breite steigt bzw. sehr abhängig ist von der konkreten Ausführung. So lässt heute die Empfehlungen für Radverkehrsanlagen schon zu, einen Sperrstreifen zwischen fahrenden Autos und Radfahrenden abzumarkieren. Radfahrstreifen sollen heute im Regelmaß 2m breit sein. Eine 1,10m schmaler Radweg ist dagegen in Solingen häufig noch benutzungspflichtig gekennzeichnet, was die StVO VwV streng genommen nicht mehr zulässt. Daneben gibt es noch alte als Radwege kenntliche Wege, die zum Teil nur handtuchbreit sind. Auch diese Wege entsprechen nicht mehr den heutigen Vorgaben.

Aus der Kennzahl kann jedenfalls nicht die Notwendigkeit abgleitet werden, eine Viehbachtalvariante wäre der Mittelvariante vorzuziehen. Im Gegenteil die Kennzahlen für das Nichtvorhandensein von Fahrradampeln, das langsame Vorankommen, die mögliche Unzuverlässigkeit eines teuren extra Winterdienstes auf einer eigenständigen Viehbachroute ohne Anlieger, weisen darauf hin, dass ein eigenständiger Radweg keineswegs die Lösung aller Probleme und ein Selbstläufer darstellt.

Exkurs - Sicherheitsraum:

Mit heutzutage vorgeschriebene Sicherheitsräume ist gemeint, dass ein Radfahrstreifen erst mit einem seitlichen Abstand von 50 bis 75cm zu parkenden Autos anfängt. Dies kennen wir in dieser Stadt bis auf wenige Ausnahmen – z.B. der oberen Hildener Straße - nicht.

Kurzum die Radfahrstreifen auf der Grünewalder/Neuenhofer Straße sind für Radfaher kaum regelkonform – ein Abstand zu parkenden Autos wird durch Gerichte eingefordert - befahrbar, ihre Benutzungspflicht wäre hier schleunigst aufzuheben. Dies bedeutet dann auch, dass der Bias in der Frage, der durch die aus unserer Sicht nicht regelkonforme Anwendung der StVO Verwaltungsvorschrift resultiert, wegfiele. Man hätte dann nur das Problem, dass kaum einer mehr die Frage beantworten kann, weil es eben kaum diese regelkonformen Radwege gibt.


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