Fahrradabstellanlagen: Wie sollten neue Anlagen aussehen

Seit 2022 ist für NRW eine neue Bauordnung mit einer angepassten Stellplatzverordnung in Kraft. Bis dahin sah diese nur vor, Stellplätze für Autos zu schaffen.

Die neue Stellplatzverordnung von NRW sieht auch die Errichtung von Fahrradstellplätzen vor und tritt an die Stelle etwaiger kommunaler Stellplatzsatzungen, sofern - wie in Solingen - keine eigene definiert ist. Einschränkend gilt diese Satzung nur für Nutzungsänderungen und bei Neubauten. Bei Bestandsbauten ist es auch im Nachgang schwierig einen Fahrradkeller unterzubringen, allerdings zeigen auch hier Beispiele von Wohnungsbaugenossenschaften in Solingen, dass man bemüht ist und in Eingangsbereichen abschließbare und überdachte Sammelanlagen zu errichten.

Diese Festsetzungen durch das Land waren nötig, denn ansonsten entstünden auch weiterhin Neubauten ohne jegliche Abstellanlagen für Fahrräder. Die heutige Parkplatzdichte für Autos ist zum Teil auch der alten Stellplatzsatzung zu verdanken.

Abstellanlagen innen auf dem Olbogelände in Ohligs

Auszüge aus der Stellplatz Verordnung NRW (StellplatzVO NRW)

§ 5 Erfüllung der Herstellungspflicht

[...]

(2) [...] Bei notwendigen Stellplätzen für Fahrräder darf die Entfernung zum Baugrundstück maximal 100 Meter betragen. [...]

§ 8 der StVO NRW

Beschaffenheit von notwendigen Stellplätzen für Fahrräder

(1) [...] müssen von der öffentlichen Verkehrsfläche ebenerdig oder durch Rampen, Aufzüge oder vergleichbare Einrichtungen verkehrssicher und leicht erreichbar sein.

(2) Notwendige Stellplätze für Fahrräder müssen, einzeln leicht zugänglich sein, eine Sicherung gegen Diebstahl ermöglichen und eine Fläche von mindestens 1,5 Quadratmetern je Stellplatz haben.

(3) [...] wird eine Überdachung empfohlen. Jeder elfte notwendige Stellplatz für Fahrräder muss durch eine zusätzliche Fläche von mindestens 1,5 Quadratmetern zum Abstellen von Kinder- oder Lastenanhängern geeignet sein.

 

Positiv bewerten wir, dass bereits vor Inkrafttreten der Satzung sich der Bauherr des Olbogeländes in Ohligs zu 600 Fahrrad-Abstellanlagen für die entstandenen 300 Mietparteien verpflichtete. Formal sind die Voraussetzungen wohl erfüllt, aber Bilder der Anlage zeigen, wo es noch Probleme gibt.

Die Außenanlagen sind zahlreich und meist für Besucher leicht zugänglich; eine separate, abschließbare Sammelgarage wurde dort nicht geschaffen, statt dessen Fahrradbügel. Sie sind in ausreichendem Abstand erstellt. Dies ist auf jeden Fall löblich. Auf diese Weise können Besucher ihr Fahrrad gut und sicher abstellen.

Die Anlagen in der Tiefgarage sind separate Kelleranlagen, allerdings ohne Fahrradbügel. Fahrräder können hier nur mit Fahrradständer abgestellt werden und nicht an separaten im Boden verankerten Bügeln oder an Doppelstockanlagen angeschlossen werden. Gut umgesetzt ist, dass die "Fahrradkeller", die an schmucklose Rumpelkammern erinnern, separate "Keller" sind mit zufallenden Türen. Die Hausratversicherung zahlt - wenn nicht extra eine Fahrradversicherung gegen einfachen Diebstahl abgeschlossen wurde - nämlich nur, wenn Einbruchsspuren an den Kellertüren zu sehen sind.

Für Pedelecbesitzer ist in den "Fahrradkellern" keine separate Lademöglichkeit geschaffen worden. Mieter:innen bleibt daher nur die Möglichkeit den Akku in die Wohnung zu nehmen und dort zu laden. Glücklich wird hier derjenige sein, der nicht über einen Intube-Akku verfügt, der sich nach unten entnehmen lässt. Akkusysteme, die von außen angebracht sind oder von oben entnehmbar sind, haben hier ihre Vorteile. 

Was wir aber nicht verstehen, dass eine Supermarktkette im Jahr 2023 nach einer längeren Modernisierungsphase lediglich 6 Vorderradhalter – auch "Felgenknicker" genannt – eingepfercht zwischen Blumenregal und Glasfront präsentieren. Schade, ein Blick in die aktuelle Stellplatzverordnung für NRW hätte gezeigt, dass die Vorderradhalter den Mindestbedarf an Platz und Qualität bei weitem nicht erfüllen. Ein Anschließen des Fahrradrahmens ist so überhaupt nicht möglich.

Wir haben diese Anlage beim wieder eröffneten Supermarkt in der Friedenstraße (Rewe) entdeckt. Erwartbar war, dass diese Anlage nicht genutzt wird und weiter die Fahrräder rechts des Einganges hinter Gemüsekisten versteckt nahe des Personaleinganges abgestellt werden.

Wir hoffen, dass dort noch nachgebessert wird. Wie es besser geht zeigt sich bei der Konkurrenz direkt nebenan (Aldi) oder in Wald an der Focher Straße (Lidl).

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